20. März 2016

Post aus Gänserndorf




Gänserndorf 09. März, 2016 AD
Gänserndorf 09. März, 2050 Anno Öl
Gänserndorf 09. März, 2016 AD



Gänserndorf 7. Interval, 50000. Peak Anno Öl
von Joseph Eckhart, Laura Farmwald, Angelika Heinzl, Katja Puschnik

16. März 2016

Grüße aus Gänserndorf

Zum Auftakt des Studios Learning from Gänserndorf an der Abteilung Architektur | Urbanistik an der Kunstuniversität Linz wurden Postkarten aus dem Gänserndorf der Gegenwart und dem Gänserndorf der Zukunft gestaltet und geschrieben:













Liyuan Chen
Silvia Hornos
Robinson Cueva

8. Dezember 2014

Noch ist die Aufarbeitung der während der Expedition nach Gänserndorf gesammelten Materialien nicht abgeschlossen. Mittlerweile wurden einige der älteren Posts ergänzt: In der theoretischen Auseinandersetzung mit Learning from Las Vegas gibt es nun eine erste Antwort auf die Frage, was Las Vegas mit Gänserndorf zu tun hat. Und auch das, was den Gänserndorfer SchülerInnen an ihrer Stadt nicht gefällt, verrät jetzt dieser Blog.

15. September 2014

Zurück in Wien

Das Expedition für Alltagsforschung hat seine Expedition nach Gänserndorf bzw. Las Vegas gestern mit einem Versuch im Erlebnispark Gänserndorf beendet. Jörg und die Forschungsstation des Instituts sind wieder in Frankfurt, Lukas und Martin in Linz, Lars und Mimi in Wien.

Der 24h-Liveticker am letzten Freitag, der Besuch des Gänserndorer Autoherbstes und der Stromausfall in der Forschungsstation am Samstag sowie der Besuch des Gänserndorfer Erlebnis-Parks am Sonntag haben es uns leider unmöglich gemacht, in diesem Blog über die Tage 4, 5, 6 und 7 der Expedition zu berichten. Was wir jetzt nachholen:

Tag 4

Anschließend an die Slush!-Aktion vom Vortag beschlossen wir, einen zentralen alltäglichen Lebensraum der Gänserndorfer SchülerInnen unter die Lupe zu nehmen: Die Schulen. Die Entscheidung, den Schulen Gänserndorfs einen Besuch abzustatten, fiel auch deshalb, weil man Jörg und Lukas während einer früheren Recherche im Rathaus erklärt hatte, Gänserndorf begreife sich selbst als Schulstadt.

Methodisch orientierte sich diese Forschung einmal mehr an Learning from Las Vegas. Dort findet man bestimmte Gebäudetypen von Las Vegas - wie die Tankstelle oder das Casino - fotografisch sortiert nach Front- und Seitenansichten, Schildern etc. Diese Methode foto-kartographischer Dokumentation, Rekonstruktion und Rekombination sollte in den Gänserndorfer Schulen in adaptierter Form angewandt werden. Und so zogen Jörg und Lars am Donnerstag Vormittag los, den Fotoapparat über der Schulter und ein Exemplar von Learning from Las Vegas in der Hand.

Auch wenn es vermutlich klüger gewesen wäre, in der Volksschule zu beginnen und sich entlang der Schullaufbahnen zu bewegen, begann die Forschung im Gymnasium. Wir konnten die Direktorin von der Seriosität und Sinnhaftigkeit unseres Anliegens überzeugen (möglicherweise wäre es einfacher gewesen, wenn wir Anzüge getragen und Visitenkarten hätten vorweisen können) und wurden, nachdem wir längere Zeit im Foyer gewartet hatten, von der sehr netten stellvertretenden Direktorin durch die Schule geführt. Danach besuchten wir die Volksschule, in der uns der Direktor persönlich herumführte. Weniger Glück hatten wir anschließend in der Mittelschule, wo uns der Zugang zum Foyer zwar noch gestattet wurde, wir aber - da wir eine offizielle Legitimation unseres Tuns nicht vorweisen konnten - nicht weiter vordringen konnten. In der Bundeshandelsschule wäre es uns beinahe ähnlich ergangen. Mit dem Versprechen, die offizielle Legitimation samt einer Kopie der geschossenen Fotos nachzureichen und so zu beweisen, dass wir nicht gekommen waren, um die Schule in verbrecherischer Absicht auszuspionieren, konnten wir den Direktor schließlich davon überzeugen, uns die Schule zeigen zu lassen. Als letztes besuchten wir die kleine polytechnische Schule, wo wir eine wiederum sehr nette und ausführliche Führung erhielten. Aufgrund dieses Verlaufs liegen uns nur von 4 von 5 Gänserndorfer Schulen komplette Fotoserien vor. Das Team des Instituts für Alltagsforschung bedankt sich sehr herzlich bei den kooperierenden SchulleiterInnen und den "Guides" durch die Schulen. Die photographische Learning from Las Vegas-Karte der Gänserndorfer Schulen wird demnächst veröffentlicht.

Ein weiteres Experiment, das an diesem 4. Tag der Expedition durchgeführt wurde, erhielt den Titel "Der schönste Tag meines Lebens". Ziel dieses Experiments war es, herauszufinden, was Gänserndorf zu bieten hat, wenn man sich dort den schönsten Tag des Lebens machen will. Wie weit kann Gänserndorf die Wünsche erfüllen, die man an einen solchen Tag hat?

Zur Durchführung des Experiments bekam Martin den Tag frei und den Auftrag, nur das zu tun, worauf er Lust hätte. Dokumentiert wurde dieser Tag in Form eines Video-Tagebuchs. Beeinträchtigt wurde das Experiment von dem an diesem herrschenden miserablen Wetter.

Tag 5

Der Verlauf des 5. Tages der Expedition ist detailliert im 24h-Liveticker aus Gänserndorf dokumentiert - weiter unten in diesem Blog.

Tag 6

Da der 24h-Liveticker erst gegen 5.30 Uhr am Morgen des 6. Tages der Expedition beendet wurde, traf sich das Expeditionsteam erst gegen Mittag an der Forschungsstation.

An diesem Tag wurden 3 Recherchen durchgeführt:
1.Eine Fotodokumentation verschiedener Wohnbau-Typologien in Gänserndorf, die erneut nach dem Vorbild von Learning from Las Vegas konzipiert wurde.
2. statteten wir unter dem Vorwand des Gänserndorfer Autoherbstes - einer Hausmesse, an der mehrere Autohändler aus Gänserndorf und Umgebung beteiligt waren - dem Ford- und dem Renault-Autohaus einen Besuch ab, weil wir dort ein Expertenwissen um die Auto-Mobilität der GänserndorferInnen vermuteten, an dem wir partizipieren wollten. Dabei stellte sich heraus, dass der Autohandel zwar Veränderungen erwartet wie etwa einen stärkeren Anteil von Elektro-Autos (diese These wurde vor allem im Renault-Autohaus vertreten, vielleicht auch deshalb, weil man dort neue Elektro-Automodelle im Programm hat) , dass die Händler trotzdem aber von einem stabilen und stetigen Bedarf an Autos in Gänserndorf ausgehen. Anders gesagt: Ihre Zukunftssorgen scheinen sich in Grenzen zu halten und das Auto wird ihrer Meinung nach auch auf lange Sicht eine entscheidende Rolle spielen.
In der 3. Recherche an diesem Tag ging es darum, die Kommunikation entlang des Strips / der B8 bzw. den Strip als Kommunikationsmedium zu untersuchen. Während mehrerer Autofahrten entlang der B8 wurden die Schilder und "Inschriften" entlang der Straße photo- und videodokumentiert. Aus diesem Material soll im weiteren Verlauf des Forschungsprojektes eine Karte entstehen, die Schriftzüge, Claims und sprachlichen Hinweise entlang der Strecke verzeichnet.

Tag 7

Zum Abschluss unserer Expedition besuchten wir den Erlebnispark auf einem Teil des Geländes des früheren legendären Safariparks. Das Wetter war nicht unbedingt Erlebnispark-tauglich und vermutlich deshalb waren wir beinahe die einzigen Besucher von Streichelzoo, Lamas, Gummistiefel-Golf und Waldklettergarten, der allerdings extra gekostet hätte. Wie weit dieser Park im Alltagsleben der GänserndorferInnen eine Rolle spielt bzw. in Zukunft spielen könnte, wäre intensiver zu erforschen. Gerade aber der viele freie Platz, den es im Park zwischen den einzelnen Attraktionen gibt und auch die Vergangenheit als weit über die Grenzen Gänserndorfs hinaus bekannter Safaripark machen den Park zu einem interessanten Ort für Nutzungen und Bespielungen, die site-specific zu entwickeln wären und von denen Gänserndorf insgesamt profitieren könnte.





11. September 2014

LIVE-TICKER: 24 Stunden Gänserndorf

5.38:
Nach 23 Stunden und 38 Minuten verabschieden wir uns. Es langt. Noch ist es stockdunkel.

5.33:
Die Bahn nach Gänserndorf kommt.

5.29:
Die Bahn Richtung Wien fährt ein.

5.26:
Ein Auto kommt an, jemand steigt aus und geht - wieder ohne Regenschirm - zur S-Bahn.

5.22:
Jemand geht ohne Regenschirm und mit Kapuze Richtung S-Bahn.

5.08:
In Strasshof passiert  - soweit wir das mit einem Blick aus dem Fenster auf den Bahnhofsvorplatz beurteilen können - derzeit absolut nichts. Könnte am Regen liegen oder an der Uhrzeit. Oder an Strasshof.

5:05:
Wir sind zurück in unserer Pension. Wir haben unseren Auftrag ernstgenommen und das Nachtleben von Gänserndorf konsequent erforscht. Alltagsforschung kann hart sein. Aber dafür kennen wir uns jetzt aus.

4.30:
Wir haben es geschafft. Wir sind weg aus Martin's Club, zum Glück. Jetzt in der Wohnung. Auf dem Weg haben wir genau einen Menschen gesehen.

3.54:
Martin's Bar ist die Schlagerhölle. Ich will hier weg!

3.10:
Es geht weiter. In Martin's Club. Unglaublich. Das Ambiente spottet jeglicher Beschreibung. Schlager in Höllenlautstärke. Jetzt als Coverversionen von I am sailing, zum Mitsingen:
Wir sind solo 
wir sind solo
wir sind solo
scheiß egal.

2.58:
Thank you for the Music

2.46:
Wir dürfen uns wünschen, was wir wollen. Nur tanzbar soll es sein. Jetzt ein Remix von Unchain my Heart

Kurz vor dem Irrsinn (ca. 2.40):
 Lukas tanzt an der Stange.

2.35:
Um 3.00 schließt das B8, weil heute nicht so viel los ist... Außer uns sind noch 4 andere Gäste da.

2.10:
DJ im B8 steht auf meiner persönlichen Jobwunschliste direkt unter Salpeterbergwerk in Chile.

2.02:
Mr. Vain

1.47:
Billy Jean. Dann: 99 Luftballons.

1.37:
Noch sind keine weiteren Gäste eingetroffen.

1:28:
Helene Fischer. Atemlos durch die Nacht. Jetzt Klopfer.  Wie angekündigt: Fear and Loathing in Las Vegas, dem Gänserndorf Nevadas.

1.25:
B8 Events: Boogie & Rock'n'Roll mit DJ Iceman. Klopferparty mit DJ Andi. "Wir klopfen die ganze Nacht um nur 1,8€."

1.12:
Dr Alban! War ein Musikwunsch vom Nachbartisch. Mimi und Martin tanzen.

01.05:
Im B8, Dance Club. Im Keller. Außer uns sind noch 12 Gäste da. Abgehängte Decke, Spiegelkugel, DJ-Kanzel. Sitznischen, Time of my life-Remix. Es gibt eine Stange für Poledance.

00.52:
Die Locals haben klar gewonnen... Jetzt geht es gleich weiter zum B8. Ob das ein Grund ist, sich zu freuen?

00.38:
Wir wuzzeln und werden gefordert - die erste Kontaktaufnahme mit Leuten vor Ort heute Abend! Bei der angepeilten nächsten Station unserer Tour, dem Fidelio, sind mittlerweile die Lichter ausgegangen. Es bleibt uns offenbar nur noch die Wahl zwischen Dem B8 und Martin`s Club. Der Trend geht zum B8.

00.05: Auf de, Flyertisch im K.U.L.T liegen
- eine Postkarte mit dem Aufdruck: "Österreich fragt: Wieviel Bier haben wir?      www.wievielbierhabenwir.at"
- eine Karte mit einem ganz besonders originellen Theatergruppenfoto, die auf MIMAMUSCH - Das fliegende Bartheater am 6.9. im 3er Wirt in Zwerndorf aufmerksam macht.
- Ein Din-A-5 zettel, mit dem die "Theatergruppe Gänserndorf" herzlich zu "The Show must go on" einlädt
- eine Broschüre der kommunistischen Gewerkschaftsinitiative mit dem Titel Löhne rauf! Preise runter!
- Ein Flyer für "Instinktives Bogenschießen"
- was von den Grünen mit einem Mädchen, das lächelt und grüne Luftballons in der Hand hat. Grün ist, was du draus machst.
- ein Prospekt mit Motorrad-Taschen mit Totenköpfen
- Das Sportprogramm 2013/14 von der Union Raiffeisenbank Gänserndorf
- Ihr Urlaubswegweiser (kursiv, Schreibschrift) Freizeit - Journal Weinviertel. Darauf eine Frau, die versucht, verführerisch lächelnd in einem Ruderboot zu sitzen.

23.55:
"Ein junges, recht verwinkeltes Lokal, kleine Bar, tagsüber Buffet, abends DJ. 100 Plätze, 14 an der Bar." Das schreibt der Bier-Guide 2013 über das K.U.L.T. Auf Seite 122.

23.42:
Im K.U.L.T. steigt der Lärmpegel. Obwohl noch genau so viele Leute da sind wie vor einer halben Stunde. Die haben aber mittlerweile mehr getrunken.

23.40:
Die letzten Minuten haben wir uns damit beschäftigt, neue Getränke zu erfinden, es war aber nichts dabei, was schmecken könnte.

23:17:
Im K.U.L.T gibt es mehr Gruppen als Pärchen an den Tischen. Keine hautengen T-Shirts, kein Freundinnen-Treffpunkt.

23.12:
Wir haben das Plazebo verlassen und sind die Hauptstraße 200 Meter runtergelaufen ins K.U.L.T. Die alternative Bar in Gänserndorf würde es in einem Reiseführer heißen.
Andy Warhol-Zitate: "The idea of waiting for something makes it more exciting" oder "everybody must have a fantasy". Auch hier Bilder, die gekauft werden möchten, das kleinere über unserem Tisch kostet 90€, es ist bunt und ein bisschen Keith Haring. Außerdem ein bemaltes Fenster, das vielleicht auch verkauft wird, aber schief hängt. Im K.U.L.T gibt es weniger gefärbte Haare und akkurate Scheitel als im Placebo oder im Bohrturm. 

22:42:
Das Plazebo: Schlechter House, Fliesenboden, Tische mit Barhockern, alles in grau-braun-beige. Das Bild über uns (viel Gold, Kupfer, Rost, die Aufschrift freedom for our world) soll 300€ kosten. Wieder ein Flatscreen (diesmal nicht angeschaltet) und wieder red-bull-Stiere. Auch wie im Bohrturm: Ein abgetrennter Nichtraucherbereich, der viel kleiner ist als der Hauptraum für die Raucher. In der Lampe über dem Lounge-Bereich haben sich tote Fliegen angesammelt. Jetzt kommt eine Frau mit rotgefärbten Haaren rein und stellt sich zu den breiten Schultern in den engen Shirts.

22:38:
Die längsten Beine von Gänserndorf an der Bar. Eine kleine Flasche Wodka inkl. 2 Beigtränke werden den Typen in den hautengen T-Shirts serviert. Der Begleiter der längsten Beine von Gänserndorf ist 2 Köpfe kleiner als sie.

22.25:
Plazebo. Junge Männer mit kurz geschnittenen Haaren, zu breiter Brust in hautengen T-Shirts und zu lauter Lache.Wir bleiben trotzdem. Wir haben schließlich eine Mission. Fear and Loathing in Gänserndorf.

22.10:
Weiter ins Plazebo. 

22:02:
Der junge Mann am Nebentisch muss in 15 Minuten gehen. Er wird abgeholt. Von seiner Mutter.

22.00:
Die Wand hinter der Bar im Bohrturm ist in Grotten-Optik gestaltet. Neben der Eingangstür steht das Modell eines Bohrturms im Maßstab 1:20. In den Lüstern über den Tischen brennt jeweils nur eine Glühbirne, damit es nicht so hell ist.

21.52:
Fünf Mopeds fahren so laut wie möglich auf der Bahnstraße vorbei.

21.43:
Ein toller Name für einen Cocktail: Der Flower"Bauer", den Martin gerade trinkt (natürlich aus der Kategorie fancy)














21.38:
Am Nebentisch hängt eine externe Festplatte an einem Handy. Brauch ich mir also nix zu denken, wenn ich den Laptop aufklappe. Mehr zum Interieur des Bohrturms: Unter der Decke hängen Girlanden: rote und weiße Herzen und Herzen von Oktoberbräu. Ein Hund streckt alle Pfoten von sich und versperrt den Weg zum Klo.

21.30:
Nach einem Stop am Bankomaten sind wir jetzt im Bohrturm, offensichtlich beliebt bei eher jungen Leuten. Es gibt ein riesiger Foto mit einer Kuh und dem Almdudler-Schriftzug. Im NICHT RAUCHER SALON gibt es red bull-Stiere. Die Gäste haben Strohhalme in ihren Gläsern. An mehreren Tischen sitzen je 2 Freundinnen. Zigaretten werden kokett in die Luft gestreckt. Der flat screen über der Tür zu den Toiletten zeigt eine Dia-Show, gerade war ein Mann beim Dartspielen zu sehen, vermutlich im Bohrturm. Auf der Cocktail-Karte gibt es eine Kategorie fancy. 

21.16:
Was wäre der Soundtrack für Gänserndorf? Schlager? Punk? Jetzt: Stimmen auf der Bahnstraße! Jugendliche! Mehrere! Es gibt also doch ein Nachtleben in Gänserndorf.

20.58:
Noch immer im Wohnwagen. Aber bald geht es wieder los. Zum Bohrturm.

20.34:
Martin macht den Wohnwagen-DJ, Lukas versucht, eine Flasche ins Fenster zu klemmen, damit es offen bleibt. Jetzt wird endlich auch im Wohnwagen geraucht.

20.18:
Nach einem Spaziergang durch die Bahnstraße sind wir wieder zurück im Basislager, unserer Forschungsstation. Die Bahnstraße ist beinahe ausgestorben, Die Ideen-Bäckerei Geier hat geschlossen, nur der Döner noch auf.  Zwischendurch ist uns ein junger Mann oben ohne entgegengekommen. Und wir haben eine kleine kreisrunde Verkehrsinsel mit Laufbahnen entdeckt und ein Wettrennen veranstaltet.

19.55:
Lukas klärt uns über die an der Wand des Heurigen hängenden Holzwerkzeuge auf: Die Raubank zum Aushobeln von sägerauhen Brettern. Die Feinsäge zum genauen Zuschneiden von Brettern aller Art (old school). Schmieden zum Winkelabnehmen, um sie auf das Werkstück zu übertragen. Der Nuthobel zum Nuthobeln. Der Namen des anderen Hobels fällt Lukas nicht ein.

19:37:
Weitere Details im Heurigen: Plastikblumen in einer Vase mit Keramik-Rosen-Applikation, Dreschflegel, Kuhglocken, ein altes Radio, Toilettentüren in Marmor-Optik, eine Lampe auf einer Spitzendecke. Maggi auf den Tischen fehlt.

19.32: Die zweite Station unserer Tour durchs Gänserndorfer Nachtleben: Der Mitten drin Heuriger - der Heurige mit dem kleinen Unterschied. Ca. 35qm, 4 tische, die Rauchschwaden hängen über der Theke zwischen der Gastro-Packung Jägermeister, einem Ventilator und Soletti. Die Wände orange, die Tischdecken kariert, an der Wand Hobel, Zeitungsausschnitte und so ein Ding, das man Pferden um den Hals hängt, wenn sie eine Kutsche ziehen sollen (wie heißt das?). Special: Ein Holzofen, sehr gemütlich. Die Wirtin sitzt am Stammtisch.

Jetzt wissen wir es: Das Ding für die Pferde heißt Kümmert.

19:07: An unserem Tisch geht es gerade um abartige alkoholische Getränke: Asti Bumm (Tequila mit Asti), Kalte Muschi bzw. Fetzi (Rotwein mit Cola, einmal in Hamburg, einmal in Linz), Jack the Ripper (Jägermeister, Tequila, Sambuca), appletini (man weiß nicht genau, was drin ist)

 (18.58: Nicht viel Neues im Mythos. Jetzt singt nicht mehr der griechische Eros Ramazotti, sondern eine Frau. Immer noch wird an der Theke auf dem Handy getippt.

18.45: Entsprechend des Titels unserer gesamten Expedition steht heute Fear and Loathing in Gänserndorf auf dem Programm. Auf unserer Location-Liste stehen der Bohrturm, das Plazebo, das Kult, Martins Club und das vermeintliche Highlight, das B8. Wir werden sehen, was passiert. Was im Moment passiert: Die beiden Damen zwei Tische weiter stecken die Köpfe zusammen, an der Theke hängt jemand auf einem Barhocker mit Lehne und tippt auf seinem Handy rum, hinter uns wird gegessen und ziemlich laut geredet.

18:40: Langsam füllt sich das Mythos. Das Essen sehr gut, die Musik sehr griechisch. Im Radio läuft der griechische Eros Ramazotti. Wer auch immer das ist.

18.14: Kali-spera! Heute Abend werden wir uns das Gänserndorfer Nachtleben vorknöpfen. Wir haben sogar schon damit begonnen: Die erste Station ist das griechische Restaurant Mythos - "ein Stück Griechenland mitten in Gänserndorf". Außer uns sind noch zwei weitere Gäste da und Aristoteles behauptet auf der ersten Seite der Speisekarte: "Freude an der Arbeit lässt das werk trefflich geraten" Das Bier heißt auch Mythos. Sonst gibt es alles, was man erwartet, allerdings recht dezent: hellblau gestrichene Wände, weiße Statuen, Mini-Säulen und Strand-Fotos. Schön.

17.48: Jetzt geht es erst mal zurück ins Basislager in die Bahnstraße nach Gänserndorf.

17.46: Von wegen Erlebnis! Wir stehen vor dem geschlossenen Tor des Erlebnisparks Gänserndorf, in dem man nur an Sams-, Sonn-, Fenster- und Feiertagen was erleben kann. Zumindest im September. Und nur bis 18.00. Schade.

17:27: Nachtrag (aus der Spielplatzidylle): Neben der authentischen Bedienung mit der silbernen Blume im Haar überzeugt Isabell's Diner vorallem durch die gelungene Innenraumgestaltung. Die fein aufeinander abgestimmten Farben der Wände und Polsterbezüge lassen einen in eine Welt aus Pastelltönen eintauchen, die belebt wird durch detailgetreue Figuren einer schon eben genannten Betty Boo aber auch Legenden wie Dick und Doof und einem strengen amerikanische Polizisten. Insgesamt kann man das Interior als ein gelungenes Ensemble aus orientalischen Einflüssen und der klassischen amerikanischen Restaurantkultur sehen, das sich aus dem ehemaligen türkischen Café ergibt. Davon zeugen noch ornamentale Holzverkleidungen. Neu dazu gekommen sind 3D-Bilder aus denen nun Marylin Monroe und Elvis Presley gelassen die Besucher beobachten. Auch wenn das kulinarische Angebot mit seinem Superschnitzel eine starke Abwandlung von seinem amerikanischen Vorbild ist, kann man nirgendwo in Gänserndorf besser dem American-Way-of-Life nachspüren.


16:42: Auf dem Spielplatz in Gänserndorf-Süd passiert: Nichts.

16.33: Hunde in Gänserndorf-Süd:


















16.23: Wir bereiten uns jetzt langsam auf den Besuch des Erlebnis-Parks Gänserndorf vor. Hoffentlich kann man dort wirklich etwas erleben...




16:20: Zaun-Designs in Gänserndorf-Süd:




























15.50: In Gänserndorf-Süd gibt es: Yorkshireterrrier und  - laut Schild - "pflichtgetreue Schäferhunde". Außerdem den weltweit ordentlichsten Rasen hinter einem Einfamilienhaus, mehrere Trampoline in Höfen und Gärten, die meisten unbenutzt. Braucht es eigentlich so viele davon? Sind die alle von Hofer?
Menschen dagegen gibt es fast keine, zumindest nicht auf der Straße.

15.09:Nach einem kleinen Umweg des Busfahrers sind wir in Gänserndorf Süd angekommen.



14.57:Wir steigen in den Bus richtung Gänserndorf Süd. Es beginnt schon sehr gut. Der Busfahrer lässt uns gratis mitfahren.

14.52: Gleich kommt der Bus nach Gänserndorf Süd. Den nehmen wir. Bis gleich!

14.47: Der Rückweg vom Diner hat uns am Kreisverkehr an der Doktor-Wilhelm-Exner-Brücke vorbei. vielleicht zieht es uns dort später wieder hin.Denn Erstens ist Kreisel-Kunst eine aufstrebendes Kunst-Genre. Und Zweitens ist das Innere des Kreisverkehrs als eine nicht enden wollende rote Laufband. Ein in sich geschlossener Kreis eben. Nahbei haben wir im türkischen Supermarkt die letzten beiden Tafeln Ülker Pistazien-Schokolade (Cikolata - Bütün Antep Fistikli) gekauft. Tipp!!!

14:42: Zurück im Office. Vor der Tür schallt es ins Telefon: "Kommst Du Gänserndorf, Oida?!"

14.35: Die neuesten Berechnungen ergeben, dass die Sonne in Las Vegas vielleicht doch erst um 15:20h unserer Zeit auf gehen wird. Am besten ihr schaut selbst. Vielleicht hier: Sunrise in Las Vegas

14.15: Strom, der Strooooooommmmmmmm...

13:40: In einer Stunde geht in Las Vegas die Sonne auf. In Gänserndorf ists wenigstens trocken. Zumindest im Moment.

13.37: Gespräche über Ex-Männer füllen den hinteren Raum des Diners.

13.05: Dass wir im Bohrturm auf der Bahnstraße keinen Mittagstisch bekommen haben ist vielleicht gar nicht dramatisch. Dass wir nun aber direkt gegenüber von Restaurant Mythos sitzen, in das wir wirklich gerne gegangen wären ist ein Drama. Ja, ein Drama, keine Tragödie. Schliesslich können wir hier Billard spielen und haben schwarz-weiß karierte Tischplatten. Der einzige weitere Gast ist sicher schon pensioniert und trägt eine blaue Blazerjacke mit 'United States' Aufdruck.

12.53: Wir sind in Isabell's Diner angekommen. Ehrlich gesagt eigentlich nur unserer dritte Wahl, aber irgendwo doch ein Volltreffer. Das Interieur ist top. Es leuchtet und glitzert. Betty Boo serviert. Uns aber leider keine Burger und Milch-Shakes. Die gibts hier leider nicht. Dafür gibts gleich ein Diner-Schnitzel in Cornflakespanade mit Worcestersauce. Die Füllung besteht aus Schinken und Mais.


12.30: Rechtzeitig zum Mittagstisch ist der Büroteam nahezu vollzählig. Nun gilt es richtige Lokal bzw. das passende Angebot zu finden. Wir versuchen uns auch weiterhin regelmäßig zu melden. Schließlich sind 24 Stunden ja auch nur ein Tag. Also keine Zeit verlieren.Und ja, die Gasheizung haben wir ausgemacht.
  
12.12: Gerade wollte ich vermelden, dass der Regen quasi aufgehört hat. Doch nun verwandelt sich der Nieselregen nervenden Niederschlag. Die Folge ist, dass wieder mehr Regenschirm aufgespannt werden. Von fünf Schirmen sind drei schwarz, einer sonnengelb und der fünfte ein Blumenmuster Knirps eines kleinen Mädchens.

11.57: Natürlich gibt es auf dem Gänserndorfer Frischemarkt Blunze zu kaufen, aber auch Heublumenkäse, Weinbergpfirsische, Preiselbeeren, grünen Salat und, und, und ... Oder auch Kaiserfleisch (siehe Wikipedia).

11.42: Nochmal zur Ergänzung: Blunze oder Blunzn ist eine mundartliche Bezeichnung der Blutwurst, was von aus dem Mittelhochdeutschem blunsen für 'aufblähen' herrührt, die Bezeichnung deutet auf die äußere Form der Wurst hin. Für Wissbegierige lohnt sich ein Blick auf Wikipedia, immerhin gilt die Blutwurst als eine der ältesten Wurstarten, da sie bereits in Homers Odyssee erwähnt wird.

11.25: 'Schmankerl Jürgen' - selbsternannten Blunzenkönig - feiert heute seinen 50 Geburtstag. Hierfür hatte ich sich in stoned-wash Jeans gekleidet. Jacke wie Hose. Hierüber trägt er ein doppelseitiges Werbeschild, mit einer riesigen Geburtstagstorte. Sicherlich nicht alltäglich, aber ein nettes Detail vom Wochenmarkt.

11.08: Der Langos- und Slushstand neben unserem Office verbreitet einen Geruch von Fritierfett, eine junges Paar in Trekkingjacken schiebt in ihrem Kinderwagen ein Kleinkind mit Wollmütze den Gehweg hinunter. Eine ältere Frau mit grünem Filzhut und beider Herbstjacke packt blaue Einkaufstüten in ihren Trolli. Ein Mann mit Oberlippenbart (Raucher) steht an der Imbiss Stube Gerhard und betrachtet vorbeifahrende Autos.

10:49: In unserem mobilen Büro - ein Wohnwagen, dessen Existenz nicht zum Wohnen, sondern zum Arbeiten genutzt wird - ist der herbst schon angekommen. Es ist kühl. Und natürlich will der Gasofen nicht anspringen. Irgendwie liegts eher am elektrischen Starter, als an der Gaszufuhr. Zu Experimenten bin ich gerade nicht aufgelegt. Also: Abwarten.

10.32: Freitagsmarkt auf der Bahnstraße. Stau! Oder zumindest Stop and Go.

9.58: Soeben hat der eine Computer das elfte von 11 Updates beendet. Ich packe also meine beiden Computer, den Fotoapparat und das Audio-Aufnahmegerät und fahre mit dem Auto zu unseren mobilen Büro auf die Bahnstrasse im Gänserndorfer Zentrum. Zurück bleibt ein verlassenes Dreibett-Zimmer mit Bodenfliessen in Laminatoptik und Orchideenmuster-Tapete. Gegen 10.30h melde ich mich wieder.

9.49: Noch ist unklar, ob wir in der Nacht den Arbeitsabläufen in der Zentrale der Ideenbäckerei Geier werden beiwohnen können. Unsere Anfrage kommt sehr knapp. Wir werden sehen was der Tag bringt. Abgesehen davon ist der Begriff 'beiwohnen' auch seltsam gewählt, denn arbeiten und wohnen sollten ja eigentlich zwei getrennte Lebensbereiche bleiben.

9.32: Ich gehe mal eben zum Büro der Bäckerei Geier, das sich direkt auf der anderen Strassenseite befindet. Vielleicht ist es uns möglich heute Nacht die Auslieferungen in die Region mitzuverfolgen. Es wäre toll.

9.25: Gerne hätte ich mich hier und jetzt mit den Tonaufnahmen des einfahrenden 9.00h Zuges aus dieser Forschungsetappe verabschiedet, doch leider, leider: Technische Probleme. Die Aufnahmen werden also im Laufe des Tages nachgeliefert. Ich bitte um Verständnis.

Dafür darf ich noch kurz nachtragen, dass direkt um 9.05h das dreiköpfige Reinigungspersonal (jeder Kopf hatte einen eigenen Körper - ich bin ja nicht Hunter S. Thompson) die Bahnsteige in Strasshof von den halbgelesenen Gratiszeitungen und den wenigen Zigarettenstummeln befreit hat.


9.03: Ich muss schnell zurück zu einer Steckdose. Schade, dass es an S-Bahnstationen nie 220V-Strom für Passagiere gibt, oder? 

8.52: „Achtung auf Gleis 2: Zug fährt durch!
   


8.48: Zum Glück gibt es Mobiltelefone. Ein Mann (Jeans, blaue Trainingsjacke, weiße Turnschuhe) fängt an zu reden und zu lachen.

8.45: Bereits seit 15 Minuten ist hier kein einziges Wort gerdet worden. Wer wird das Schweigen brechen? Und wann?
  
8.32 (Nachtrag!): Erstaunlich. Es verstärkt sich das efühl, dass in jede Bahn in richtung Wien exakt 32 Personen zu steigen. Zumindest wirkte die Anzahl der zusteigenden Passagiere nahezu ident. Die Verteilung auf dem Gleis war diesmal jedoch deutlich lang gezogener – quasi wie auf einer Schnurr aufgereiht. Kleingruppenbildung wurde komplett vermieden.

8.15 (Nachtrag!): Das Hochladen der Fotos hat die Berichterstattung leider völlig lahm gelegt. Natürlich geht das Leben und der Alltag in ihm trotzdem weiter: Gerade ist bereits die S1, Abfahrtszeit 8.30h abgefahren. Im Prinzip bin ich vielleicht doch etwas zu spät gekommen. Wie sich herausstellt fahren die S-Bahnen im 30-Minuten-Takt.  Zwischen 7.30h und 8.00h werden allerdings verkehren allerdings zusätzliche Regionalbahnen, so dass es hier einiges los ist und es zu Abfahrtzeiten von 7.30h, 7.37h, 7.48h und 8.00h kommt.
 
8.05: Der nächste Zug kommt erst um 8.30. Zeit genug für eine Hand voll Fotos und ein Selfie.









8.01: Erstaunlicherweise tauchen viel mehr Menschen ohne Regenschirm und/oder Regencape am Gleis auf. Klar, die meisten von ihnen sind klar unter 30. Meine Regenschirm ist zumindest groß genug um eine Gemeinderatssitzung darunter abzuhalten. Einsteigen! Abfahrt! 

7.54: Ja, erwischt! Natürlich bin ich nicht eingestiegen. Ich hätte aber einsteigen können und mit etwa 32 Einsteigern in Richtung Wien fahren können. Übrigens sind auch drei Personen ausgestiegen. Zwei vermeintliche Schülerinnen sind gemütlich davon geschlendert. Eine dritte Person - eine junge Frau in weißer Jeans und Kapuzenshirt - pendelt seit fünf Minuten über Bahnsteig 2 und telefoniert.

7.37: Nach Kaffee, Orangensaft, Vollkornbrot mit Käse, Semmel mit Honig und einer Portion Beerenmix-Joghurt mit Cornflakes und Müsli gehe ich nun rüber an die Haltestelle der Nordbahn. Schliesslich ist die offizielle Betitelung des Ortes 'Strasshof an der Nordbahn'. Dass Städte und Gemeinden anhand ihrer geografischen Lagen bezeichnet werden ist ja irgendwo üblich - also Bezüge zu Flüssen und Gebirgen. Die direkte Bezugnahme auf Verkehrsanbindungen ist mir wiederum neu. Gruß also an alle, die bspw. direkt an einer U2, S6 oder A3 leben. Oh, eine Bahn fährt ein, ich muss los!

7.14: Wie auch immer, jetzt wird gefrühststückt. Schaut:



7.07: Die Monteure der Firma Enercon (Werbeslogan: "Energy for the World") steigen in ihre zwei weissen Transporter. Die Dieselmotoren fangen an zu rattern, das Rolltor hebt sich: los gehts. Der letzte Arbeitstag beginnt, die Heimreise steht bevor. Montag kommen sie dann wieder zurück ins 'Domani Casa'.

6.55: Noch geht es sehr ruhig her in Gänserndorf - besser in Strasshof, was ein Bezirksteil des Gemeindebezirks Gänserndorf ist. Da bisher weder Pendler am Bahnhof zu sichten sind (Blick aus meinem Fenster), noch der Monteur aus meinem Nachbarzimmer aufbruchbereit ist, gehe ich nun wirklich frühstücken.




6.38: Nur zum Vergleich! In Las Vegas ist es gerade 21:33h. Es hat 32 Grad. Niederschlag gibts natürlich keinen.

6.21: Die Zaehne sind geputzt und erste Wetterinformationen sind eingeholt. Aktuell gibt es hier eine Niederschlagsstärke, die mit 0,2 mm/h beziffert wird. Ob das viel ist oder wenig ist natürlich Ermessenssache. Auf jeden Fall nervt es, da es gestern den ganzen Tag geregnet hat. Das selbe Dilemma steht uns heute bevor: Es soll bis zum Abend durchregnen. Na super!

6.00: Herzlich willkommen zum 24h Liveticker des Instituts für Alltagsforschung aus Gänserndorf. Es ist nun 6 Uhr am Morgen, also die beste Zeit, um zu schauen wie das Leben in Gänserndorf so verlaeuft - verlaufen kann. Eins scheint schon jetzt gewiss: Regen, Regen, Regen!

Aber gut, ich mache mich erstmal frisch und gehe ans Frühstücksbuffett. Bis gleich!












10. September 2014

Learning from Las Vegas

Im März 1968 veröffentlichten Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour im Architectural Forum einen Artikel mit dem Titel A Significance for A & P Parking Lots, or Learning from Las Vegas, der im selben Jahr zur Grundlage eines Seminars an der Yale University wurde. Aus diesem Seminar inkl eines 10-tägigen Aufenthaltes in Las Vegas ging schließlich das Buch hervor, das unserer Forschungsexpedition ihren Namen gab und auf deutsch den Titel trägt: Lernen von Las Vegas. Zur Ikonographie und Architektursymbolik der Geschäftsstadt. 

Im Strip von Las Vegas sehen die AutorInnen die „reinste und intensivste Verwirklichung“ (8) des Phänomens des Geschäfts-Strips. Der Strip interessiert dabei vor allem als Beispiel „architektonisch vermittelter Kommunikation“ (13), die in Las Vegas im Dienst der kommerziellen Verführung steht.

Die Architektur der Kommunikation ist „anti-räumlich“ (19), „es ist die Architektur einer Kommunikation, die den Raum nicht mehr gelten lassen will.“ (19) „Es entsteht eine Landschaft weiter, undurchschaubarer Siedlungsformen: riesige Räume, hohe Geschwindigkeiten und komplexe Nutzungsverflechtungen kennzeichnen sie.“ (19) Die Zeichen dominieren den Raum. Verzweigte Räume und vielfältige Nutzungen verlangen „eine Architektur im Dienst eindeutiger Kommunikationssequenzen, nicht eine Architektur subtilen Ausdrucks“ (19) Die Notwendigkeit der Kommunikation über große Entfernungen bedingt einen „Vorrang des Zeichens vor der Architektur“ (24) „Wenn man die Zeichen wegnimmt, gibt es keine Stadt mehr. Die Wüstenstadt Las Vegas besteht nur aus dieser verdichteten Kommunikation entlang des Highway“ (25)

Die Zeichen am Strip von Les Vegas sind auf den im Auto mobilen Körper zugeschnitten, erst das Innere der Casino-Komplexe und Supermärkte sind für FußgängerInnen gemacht. Die Zeichen und die Architektur (und die Architektur als Zeichen) bilden ein System „beziehungsreicher Anspielungen“, das durch die Einbeziehung des Gegensätzlichen, nicht durch die Klarheit des Stils entsteht. Die Bilderwelten des Strips rufen das alte Rom oder den Wilden Westen auf, die Simulation bestimmter Vorstellungs- und Lebenswelten verführt dazu, den passenden Habitus zu pflegen. Das wilde Durcheinander der Zeichen könnte die Sehweisen verändern, die Herausbildung einer „schnellen“ Wahrnehmung fördern, die diese Vielfalt zu schätzen weiß und mit Freude die unendlichen Assoziationen entfaltet, die von der Architektur der beziehungsreichen Anspielungen ausgelöst werden können: „Der Strip ist […] etwas ganz Neues. Aber was? Keineswegs Chaos, sondern eine neue räumliche Ordnung, die ganz auf die Merkmale des Autoverkehrs, der Kommunikation über das Netz der Highways zugeschnitten ist, nur locker gefüllt von einer Architektur, die sehr freizügig das Moment der Form ausbeutet, um alle Möglichkeiten der Mitteilung zu nutzen.“ (91)

Was hat das mit Gänserndorf zu tun? Klar ist: Gänserndorf ist nicht Las Vegas. Doch wie Brown, Ventouri und Izenour den Blick auf die banale Konsumarchitektur in Las Vegas gelenkt haben, lohnt es sich, den Blick auf die oft ebenso banale Zwischenstadt-Architektur Gänserndorfs zu richten - denn es ist diese Architektur und nicht die architektonisch herausragenden Bauten, die das Leben in Gänserndorf und vielen anderen Städten bestimmen. Doch auch auf einer konkreteren Ebene lassen sich Parallelen ziehen: Auch die Architektur entlang der B8, des "Strips von Gänserndorf", ist gewissermaßen anti-räumlich, auch sie ist auf den Automobilen Körper zugeschnitten, auch hier dominiert streckenweise das Zeichen die Architektur. Doch im Gegensatz zu Las Vegas stehen Architektur und Zeichen (oder: Architektur als Zeichen) in Gänserndorf nicht oder nicht in erster Linie im Dienste einer kommerziellen Verführung - als besonders verführerisch würde man Gänserndorf im Allgemeinen und der Strip im Besonderen wohl nicht bezeichnen. Die Zeichen entlang des Gänserndorfer Strips wollen weniger verführen denn ganz praktisch informieren. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass Gänserndorf weniger durchgeplant und auf kapitalistische Verwertungsinteressen zugeschnitten ist als Las Vegas. Während Las Vegas von einer Kultur der "schöpferischen Zerstörung" geprägt ist, in der das Alte jederzeit beseitigt wird, wenn das Design des Neuen es erfordert, überlagern sich am Strip in Gänserndorf historische Schichten, die verhindern, das sich hier eine glatte, durchgestylte Architektur-Zeichen-Oberfläche herausbildet. 

Zitate aus: Venturi / Brown / Scott: Lernen von Las Vegas. Zur Ikonographie und Architektursymbolik der Geschäftsstadt. Braunschweig 1979.

Tag 3

Auch am dritten Tag der Expedition scheint die Sonne über Gänserndorf, der Bahnstraße, der Alltagsforschungs-Forschungsstation und der Bushaltestelle direkt davor, an der sich zwischen 13.30 und 14.30 eine größere Menge SchülerInnen sammelt, um nach Hause zu fahren. Da in dieser Zeit an konzentrierte Arbeit in der Forschungsstation ohnehin nicht zu denken ist und auch weil sich Gänserndorf selbst als Schulstadt definiert, beschlossen wir, eine Runde Slush vom Stand nebenan auszugeben und blaue, grüne, rote oder dreifarbige Eisgetränke gegen ein kurzes Gespräch und ein noch kürzeres Fotoshooting zu tauschen. Unsere Fragen an die SchülerInnen: Was macht ihr in Eurer Freizeit, wo trefft ihr Euch? Was sind die besten Plätze zum Abhängen? Was stört an Gänserndorf? Was wünscht Ihr Euch für Gänserndorf? Wollt Ihr in Gänserndorf wohnen bleiben, wenn Ihr erwachsen seid? Was wird dann anders sein?

Anschließend wurden Fotos gemach mit Papp-Sprechblasen: Eine für die Wünsche an Gänserndorf und eine für das, was stört. Hier eine Auswahl der Wünsche:

































und hier eine Auswahl dessen, was stört: