Zurück in Wien
Das Expedition für Alltagsforschung hat seine Expedition nach Gänserndorf bzw. Las Vegas gestern mit einem Versuch im Erlebnispark Gänserndorf beendet. Jörg und die Forschungsstation des Instituts sind wieder in Frankfurt, Lukas und Martin in Linz, Lars und Mimi in Wien.
Der 24h-Liveticker am letzten Freitag, der Besuch des Gänserndorer Autoherbstes und der Stromausfall in der Forschungsstation am Samstag sowie der Besuch des Gänserndorfer Erlebnis-Parks am Sonntag haben es uns leider unmöglich gemacht, in diesem Blog über die Tage 4, 5, 6 und 7 der Expedition zu berichten. Was wir jetzt nachholen:
Tag 4
Anschließend an die Slush!-Aktion vom Vortag beschlossen wir, einen zentralen alltäglichen Lebensraum der Gänserndorfer SchülerInnen unter die Lupe zu nehmen: Die Schulen. Die Entscheidung, den Schulen Gänserndorfs einen Besuch abzustatten, fiel auch deshalb, weil man Jörg und Lukas während einer früheren Recherche im Rathaus erklärt hatte, Gänserndorf begreife sich selbst als Schulstadt.
Methodisch orientierte sich diese Forschung einmal mehr an Learning from Las Vegas. Dort findet man bestimmte Gebäudetypen von Las Vegas - wie die Tankstelle oder das Casino - fotografisch sortiert nach Front- und Seitenansichten, Schildern etc. Diese Methode foto-kartographischer Dokumentation, Rekonstruktion und Rekombination sollte in den Gänserndorfer Schulen in adaptierter Form angewandt werden. Und so zogen Jörg und Lars am Donnerstag Vormittag los, den Fotoapparat über der Schulter und ein Exemplar von Learning from Las Vegas in der Hand.
Auch wenn es vermutlich klüger gewesen wäre, in der Volksschule zu beginnen und sich entlang der Schullaufbahnen zu bewegen, begann die Forschung im Gymnasium. Wir konnten die Direktorin von der Seriosität und Sinnhaftigkeit unseres Anliegens überzeugen (möglicherweise wäre es einfacher gewesen, wenn wir Anzüge getragen und Visitenkarten hätten vorweisen können) und wurden, nachdem wir längere Zeit im Foyer gewartet hatten, von der sehr netten stellvertretenden Direktorin durch die Schule geführt. Danach besuchten wir die Volksschule, in der uns der Direktor persönlich herumführte. Weniger Glück hatten wir anschließend in der Mittelschule, wo uns der Zugang zum Foyer zwar noch gestattet wurde, wir aber - da wir eine offizielle Legitimation unseres Tuns nicht vorweisen konnten - nicht weiter vordringen konnten. In der Bundeshandelsschule wäre es uns beinahe ähnlich ergangen. Mit dem Versprechen, die offizielle Legitimation samt einer Kopie der geschossenen Fotos nachzureichen und so zu beweisen, dass wir nicht gekommen waren, um die Schule in verbrecherischer Absicht auszuspionieren, konnten wir den Direktor schließlich davon überzeugen, uns die Schule zeigen zu lassen. Als letztes besuchten wir die kleine polytechnische Schule, wo wir eine wiederum sehr nette und ausführliche Führung erhielten. Aufgrund dieses Verlaufs liegen uns nur von 4 von 5 Gänserndorfer Schulen komplette Fotoserien vor. Das Team des Instituts für Alltagsforschung bedankt sich sehr herzlich bei den kooperierenden SchulleiterInnen und den "Guides" durch die Schulen. Die photographische Learning from Las Vegas-Karte der Gänserndorfer Schulen wird demnächst veröffentlicht.
Ein weiteres Experiment, das an diesem 4. Tag der Expedition durchgeführt wurde, erhielt den Titel "Der schönste Tag meines Lebens". Ziel dieses Experiments war es, herauszufinden, was Gänserndorf zu bieten hat, wenn man sich dort den schönsten Tag des Lebens machen will. Wie weit kann Gänserndorf die Wünsche erfüllen, die man an einen solchen Tag hat?
Zur Durchführung des Experiments bekam Martin den Tag frei und den Auftrag, nur das zu tun, worauf er Lust hätte. Dokumentiert wurde dieser Tag in Form eines Video-Tagebuchs. Beeinträchtigt wurde das Experiment von dem an diesem herrschenden miserablen Wetter.
Tag 5
Der Verlauf des 5. Tages der Expedition ist detailliert im 24h-Liveticker aus Gänserndorf dokumentiert - weiter unten in diesem Blog.
Tag 6
Da der 24h-Liveticker erst gegen 5.30 Uhr am Morgen des 6. Tages der Expedition beendet wurde, traf sich das Expeditionsteam erst gegen Mittag an der Forschungsstation.
An diesem Tag wurden 3 Recherchen durchgeführt:
1.Eine Fotodokumentation verschiedener Wohnbau-Typologien in Gänserndorf, die erneut nach dem Vorbild von Learning from Las Vegas konzipiert wurde.
2. statteten wir unter dem Vorwand des Gänserndorfer Autoherbstes - einer Hausmesse, an der mehrere Autohändler aus Gänserndorf und Umgebung beteiligt waren - dem Ford- und dem Renault-Autohaus einen Besuch ab, weil wir dort ein Expertenwissen um die Auto-Mobilität der GänserndorferInnen vermuteten, an dem wir partizipieren wollten. Dabei stellte sich heraus, dass der Autohandel zwar Veränderungen erwartet wie etwa einen stärkeren Anteil von Elektro-Autos (diese These wurde vor allem im Renault-Autohaus vertreten, vielleicht auch deshalb, weil man dort neue Elektro-Automodelle im Programm hat) , dass die Händler trotzdem aber von einem stabilen und stetigen Bedarf an Autos in Gänserndorf ausgehen. Anders gesagt: Ihre Zukunftssorgen scheinen sich in Grenzen zu halten und das Auto wird ihrer Meinung nach auch auf lange Sicht eine entscheidende Rolle spielen.
In der 3. Recherche an diesem Tag ging es darum, die Kommunikation entlang des Strips / der B8 bzw. den Strip als Kommunikationsmedium zu untersuchen. Während mehrerer Autofahrten entlang der B8 wurden die Schilder und "Inschriften" entlang der Straße photo- und videodokumentiert. Aus diesem Material soll im weiteren Verlauf des Forschungsprojektes eine Karte entstehen, die Schriftzüge, Claims und sprachlichen Hinweise entlang der Strecke verzeichnet.
Tag 7
Zum Abschluss unserer Expedition besuchten wir den Erlebnispark auf einem Teil des Geländes des früheren legendären Safariparks. Das Wetter war nicht unbedingt Erlebnispark-tauglich und vermutlich deshalb waren wir beinahe die einzigen Besucher von Streichelzoo, Lamas, Gummistiefel-Golf und Waldklettergarten, der allerdings extra gekostet hätte. Wie weit dieser Park im Alltagsleben der GänserndorferInnen eine Rolle spielt bzw. in Zukunft spielen könnte, wäre intensiver zu erforschen. Gerade aber der viele freie Platz, den es im Park zwischen den einzelnen Attraktionen gibt und auch die Vergangenheit als weit über die Grenzen Gänserndorfs hinaus bekannter Safaripark machen den Park zu einem interessanten Ort für Nutzungen und Bespielungen, die site-specific zu entwickeln wären und von denen Gänserndorf insgesamt profitieren könnte.
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